Material & Inspiration

Die Freiheit des Blicks

Skizzenbücher bewahren inspirierte Momente

20 Seiten zwischen braun marmorierten, leicht abgeschabten Buchdeckeln – ein schmales Büchlein, annähernd postkartengroß, sorgte Anfang Dezember 2023 für eine Sensation: Das so genannte „Karlsruher Skizzenbuch“ von Caspar David Friedrich wechselte bei einer Auktion in Berlin für sagenhafte 1,8 Millionen Euro den Besitzer. 33 Naturskizzen in Bleistift und Sepia, entstanden in wenigen Wochen zwischen Mitte April und Anfang Juni 1804, zeigen die Eindrücke, die der seinerzeit 29-jährige Künstler auf seinen Streifzügen in Dresden und Umgebung festhielt. Über seinen Künstlerfreund Georg Friedrich Kersting war das Buch nach Friedrichs Tod in Karlsruher Familienbesitz gelangt und über Generationen behutsam weitergegeben worden. Solche Achtsamkeit ist heute nicht ungewöhnlich, denn mit der zunehmenden künstlerischen Wertschätzung der Handzeichnung ging auch eine Aufwertung von Skizzen und Entwürfen einher.

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„Ich habe den jungen Sommermorgen geküsst.“ Arthur Rimbaud

Zeichnen und Schreiben auf gefalzten, gehefteten oder gebundenen Blättern ist seit Jahrhunderten gebräuchlich, und Skizzenbücher im heutigen Sinne werden wohl seit dem 15. Jahrhundert genutzt. Von Leonardo da Vinci etwa heißt es, dass er schon als junger Künstler zu diesem Zweck stets ein verschließbares Büchlein am Gürtel trug. Im Laufe seines Lebens dürfte er viele solcher Bücher mit Skizzen und Notizen über die Phänomene der sichtbaren Welt gefüllt haben, doch nur wenige davon – wie der Codex Forster in London – sind in ursprünglicher Buchform erhalten.

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Schnell festgehaltene Impressionen, die direkt vor Ort Ideen, Gedanken und Stimmungen notieren, können später im Atelier als reicher Fundus dienen. Die teils von Regentropfen übersäten Landschaftsaquarelle William Turners sind ebenso berühmt wie Eugène Delacroix‘ Skizzenhefte, die er 1832 auf einer sechsmonatigen Reise nach Marokko und Algerien fast fieberhaft mit Zeichnungen, Aquarellen und Notizen füllte. Von Edvard Munch ist überliefert, dass er zahllose Skizzenbücher in Koffern transportierte, und Ernst Ludwig Kirchner soll über 180 Exemplare angelegt haben. Traurige Berühmtheit erlangte Franz Marcs „Skizzenbuch aus dem Felde“ als künstlerisches Vermächtnis des 1916 in Verdun gefallenen jungen Künstlers.

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© Ina Riepe

Dies sind nur einige von vielen Beispielen, die deutlich zeigen: Skizzenbücher sind kostbar als unentbehrliche Hüter eines sehr privaten, künstlerischen Blicks. Der vielleicht wichtigste Aspekt: Nichts, was in ihnen festgehalten wird, ist per se für einen Betrachter oder gar die Öffentlichkeit bestimmt. Skizzenbücher sind Medien künstlerischer Reflexion, sie zeigen den inspirierten Augenblick, und das Flüchtige und Frische machen den besonderen Reiz der zeichnerischen, intimen Momentaufnahmen aus. Ein Skizzenbuch ist als treuer Begleiter samt Stift stets griffbereit, wenn – wie Ernst Barlach es formulierte – „beim Gang über die Straßen der Bleistift in der Hand vor Ungeduld zu tanzen“ beginnt. Und so kann sich in ihnen Seite für Seite ein ganz persönlicher künstlerischer Kosmos entfalten.

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Was macht ein gutes Skizzenbuch aus? Das Angebot ist umfangreich, und die Auswahl hängt von den persönlichen Vorlieben ab. Soll es im Atelier für Entwürfe, Farbproben und Ähnliches genutzt werden oder vielmehr unterwegs? Dann sollte ein Skizzenbuch handlich und gut verstaubar sein – kleine direkt in der Jackentasche, größere im Rucksack. Wer draußen arbeitet, im Stehen in der unruhigen Umgebung der Stadt oder in der Landschaft bei jedem Wetter, wird einen festen und strapazierfähigen Einband zu schätzen wissen. Vergleichsweise kleine Formate liegen zudem gut in der Hand und beanspruchen wenig Platz.

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Besonderes Augenmerk verdient das Papier. Es ist sinnvoll, das Skizzenbuch nach der persönlichen Arbeitsweise auszuwählen: Viele Papiere sind für locker-leichte Bleistiftskizzen wunderbar geeignet. Für mehrlagige Zeichnungen in Fineliner darf das Papier gern strapazierfähig und robust sein, und bei der Arbeit mit Tuschestiften sollte sichergestellt sein, dass die Tusche nicht auf die Rückseite durchschlägt. Wer vor Ort aquarellieren möchte, wird ein gutes Aquarellpapier auswählen, damit die Werke beständig bleiben. Auch die Farbe des Papiers ist entscheidend für den Gesamteindruck: Während sich weiße und chamoisfarbene Papiere auch für farbige Zeichnungen anbieten, eignen sich Skizzenbücher mit grauem oder bräunlichem Papier bevorzugt für monochrome Skizzen, die eventuell noch etwas gehöht werden sollen.

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