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Hintergrund

Wie Liebe auf den ersten Blick

Die Pastellmalerin Martina Zingler

 

Für die Künstlerin Martina Zingler ist die Pastellmalerei eine große Leidenschaft. Experimentierfreudig lotet sie die Möglichkeiten dieser Technik aus, kombiniert sie in ihren stimmungsvollen Bildern mit anderen Medien und gibt ihr neue Impulse.

Das Arbeiten mit Pastellen verbindet das Zeichnen mit der Malerei: Man kann mit Pastellkreiden linear arbeiten wie mit einem Stift oder man schichtet die pudrigen Farbpigmente wie mit einem Pinsel flächig übereinander.

„Bei mir war es wie Liebe auf den ersten Blick“, beschreibt Martina Zingler ihre Begegnung mit der Pastellmalerei zu Beginn der 1990er-Jahre. „Mein Einstieg war auch zunächst zeichnerisch, später haben mich dann die malerischen Aspekte interessiert. Von Beginn an hat mich allerdings das Direkte dieser Malerei angesprochen. Ich habe ja nur die Pastellkreide in der Hand, keinen Pinsel, gar nichts, und gehe damit gleich aufs Papier. Quasi mit den reinen Pigmenten in den Händen auf dem Papier zu arbeiten, fand ich von Anfang an faszinierend.“

Martina Zingler Ateliershooting

Martina Zingler bei der Arbeit
Foto: Peter Illing

Ein weiterer Aspekt, der die Malerin ansprach, war die Geschwindigkeit. „Man muss nicht warten bis die Farbe trocknet, sondern man kann immer wieder direkt auf die Schichten arbeiten und kommt je nach Arbeitsweise relativ schnell zu Ergebnissen.“

Neben der Unmittelbarkeit des schnellen und haptischen Farbauftrags reizt die Künstlerin auch die Leuchtkraft der nahezu reinen Farbpigmente. In ihrem bevorzugten Motiv, der Landschaft, kommt das gut zur Geltung. „Dass ich meine Farben grau abmische, scheint da zunächst paradox, aber die besondere Farbwirkung meiner Bilder entsteht im Zusammenspiel mit der starken Farbigkeit in der Untermalung“, erklärt sie ihre Arbeitsweise.

Monochrome Nassuntermalung für ein Dünenbild mit Acylic Ink in Sepia
Monochrome Nassuntermalung für ein Dünenbild mit Acrylic Ink in Sepia ©Martina Zingler, Foto: Peter Illing
„All the bright lights“, 2021, 30 x 40 cm (in Bearbeitung)
„All the bright lights“, 2021, 30 x 40 cm (in Bearbeitung) ©Martina Zingler, Foto: Peter Illing
Monochrome Nassuntermalung für ein Dünenbild mit Acylic Ink in Sepia
Monochrome Nassuntermalung für ein Dünenbild mit Acrylic Ink in Sepia ©Martina Zingler, Foto: Peter Illing
„All the bright lights“, 2021, 30 x 40 cm (in Bearbeitung)
„All the bright lights“, 2021, 30 x 40 cm (in Bearbeitung) ©Martina Zingler, Foto: Peter Illing

Martina Zingler arbeitet gerne mit einer Nassuntermalung, mit der sie lockere Resultate und eine bestimmte Farbigkeit erzielen kann. Dafür löst sie Pastellkreiden entweder mit Wasser an oder arbeitet mit Acrylfarben. Nach dem Setzen der Pastellfarben schimmert diese Untermalung noch durch.

Die zufälligen Ergebnisse, die dieses Vorgehen mit sich bringt, interessieren die Malerin. Überhaupt legt sie – in ihren gegenständlichen Werken ebenso wie in ihren abstrakten Arbeiten – großen Wert darauf, den Zufall zuzulassen, sich vom Detail zu lösen und doch auch ganz genau hinzuschauen.

Der Zufall als gestalterisches Mittel, die Kombination mit anderen Medien, die Untermalung oder auch das abstrakte Arbeiten mit Pastellfarben – Martina Zingler überführt die Pastellmalerei mit künstlerischen Mitteln in eine zeitgemäße Darstellungsweise. Auch das ist ihr ein Anliegen. Denn obwohl die Pastellmalerei auf eine lange Tradition zurückblickt, hat sie hierzulande bisher nur eine geringe Bedeutung und ihre zahlreichen Ausdrucksformen sind nicht in dem Ausmaß repräsentiert wie in anderen Ländern.

„Heide“, 2019, 30 x 40 cm, mit Nassuntermalung
„Heide“, 2019, 30 x 40 cm, mit Nassuntermalung ©Martina Zingler, Foto: Peter Illing
„Felder“, 2019, 30 x 40 cm, mit Nassuntermalung
„Felder“, 2019, 30 x 40 cm, mit Nassuntermalung © Martina Zingler, Foto: Peter Illing
„Heide“, 2019, 30 x 40 cm, mit Nassuntermalung
„Heide“, 2019, 30 x 40 cm, mit Nassuntermalung ©Martina Zingler, Foto: Peter Illing
„Felder“, 2019, 30 x 40 cm, mit Nassuntermalung
„Felder“, 2019, 30 x 40 cm, mit Nassuntermalung © Martina Zingler, Foto: Peter Illing

Dass Pastell mehr kann und welche kreativen Ausdrucksmöglichkeiten es bietet, stellt die engagierte Künstlerin mit ihren Bildern immer wieder eindrucksvoll unter Beweis. International wurde sie dafür bereits mehrfach ausgezeichnet und hat ihre Bilder in renommierten Pastell-Ausstellungen präsentieren dürfen.

In Ländern wie zum Beispiel den USA sei es auch mit Pastell gang und gäbe, sagt Martina Zingler, in der Natur vor dem Motiv zu malen. Sie bedauert, dass die Freilichtmalerei in Deutschland kaum praktiziert wird. Erst langsam, mit der Urban-Sketcher-Bewegung, gewinnt sie wieder an Aufmerksamkeit. Da Landschaft ihr Thema ist, reizt es sie, plein air, also vor dem Motiv, zu arbeiten. „Ich schaffe es aber nicht ganz so oft.“

Denn in der freien Natur mit Pastellfarben zu arbeiten, erfordert eine gute Planung. Zum einen ist der Materialaufwand hoch, da sich Pastellfarben nur bedingt mischen lassen. Zum anderen ist die Pastellmalerei extrem wetterabhängig: Weder Farbe noch Papier sollten nass werden.

Martina Zingler bei der Arbeit

Martina Zingler bei der Arbeit
Foto: Peter Illing

Folglich hat Martina Zingler nicht immer Malutensilien dabei, wenn sie regelmäßig im Harzvorland wandert oder im Harz, der von ihrer Heimatstadt Salzgitter aus schnell zu erreichen ist. Immer wieder zieht es sie auch zu den gut erreichbaren Küstenlandschaften von Nord- und Ostsee, die einen besonderen Reiz auf die Naturliebhaberin ausüben. Mögliche Bildsujets, die ihr dabei begegnen, hält sie dann als Gedächtnisstütze fotografisch fest.

Besonders den Lichtstimmungen gilt ihr Interesse. Um dem erlebten Moment einer Landschaft im Licht bei der Umsetzung möglichst nahezukommen, sind ihr die grundlegenden Prinzipien der Malerei zwar wichtig, doch erst im Experimentieren gelingt es ihr, eine Geschichte bildnerisch zu er-, aber nicht auszuerzählen. „In diesem Sinne“, sagt Martina Zingler, „verstehe ich mich als impressionistische Malerin.“

www.atelier-zing.de­

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