Ausstellung

Giganten der Moderne – Degas und Rodin in Wuppertal

Sie kannten und sie schätzten sich. Sie beneideten und bewunderten einander. Ihre Werke waren Anmut und Bewegung, Körper, Raum und Zeit. Sie waren fasziniert von Pferden, von Frauen und von der Fotografie. Sie waren Außenseiter und Rebellen – und sie waren Genies.

In einem Wettlauf hin zur Moderne warfen Edgar Degas und Auguste Rodin Regeln und Normen über Bord, erfanden das wegweisende Neue. Anfangs verspottet, waren sie am Ende hoch verehrt. Sie starben im selben Jahr, 1917, – kurz nacheinander. Ohne sie wäre die Moderne nicht denkbar. Derzeit zeigt das Von der Heydt-Museum Wuppertal die zwei Giganten des Impressionismus im Wettstreit um das Neue in der Kunst, stellt sie nebeneinander, diskutiert und konfrontiert: Die Ausstellung „Degas & Rodin. Giganten der Moderne“ ist bis zum 26. Februar 2017 zu sehen.

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Dornac (Pseudonyme Paul Cardon oder Pol Marsan), Rodin in seinem Atelier vor dem Denkmal für Sarmiento um 1898, Abzug auf Albuminpapier, 26,5 x 21 cm, Musée Rodin, Paris
Edgar Degas
Edgar Degas, Selbstporträt in seiner Bibliothek (Porträt einer Büste im Hintergrund), 1895, Silberabzug, 18 x 20 cm, Musée d’Orsay, Paris

Edgar Degas und Auguste Rodin kamen aus unterschiedlichen familiären Verhältnissen: Degas (geb. 1834) entstammte einer Adelsfamilie, Rodin (geb. 1840) kam aus bescheidenen Verhältnissen. Abgesehen davon, dass beide Künstler im selben Jahr, hochgeehrt und geachtet, starben, gibt es auf den ersten Blick keine Gemeinsamkeiten zwischen ihnen. Beziehungslos scheinen die beiden Giganten monolithisch nebeneinander zu stehen. Doch in der Pariser Kunstszene des späten 19. Jahrhunderts begegneten sie sich, diskutierten miteinander, verglichen sich in ihren Werken. Die Schau im Von der Heydt-Museum sucht nach strukturellen Vergleichbarkeiten, nach Übereinstimmungen im Werk der beiden ganz Großen, danach, was sie beide gleichermaßen bewegt und zu bedeutenden Protagonisten der Moderne gemacht hat.

Da Degas doch vorwiegend Maler, Zeichner und Grafiker war und seine Plastiken mehr „nebenbei“ entstanden, und Rodin in erster Linie als Bildhauer arbeitete und seine malerischen Versuche zumeist eher als Randerscheinungen in seinem Œuvre wahrgenommen werden, ergibt sich in der Ausstellung zwangsläufig eine gewisse Asymmetrie, – aber eben auch ein Bereich der Vergleichbarkeiten, der ideellen Nähe.

Beide Künstler wurden von Augenleiden geplagt. Diese führten bei beiden zu einer ähnlichen Arbeitsweise. Beide beschäftigten sich intensiv mit dem Thema Bewegung, und da diese nicht auf Dauer „einzufrieren“ war, ging es bei beiden Künstlern um die visuelle Erinnerung daran. Degas etwa äußerte: „Es ist gut, das Gesehene zu kopieren, aber noch besser, das Gesehene aus der Erinnerung heraus zu zeichnen.“ Und Rodin lernte bei Horace Lecoq de Boisbaudran nach der Methode „Zeichnen nach der Erinnerung“. Ihre Modelle mussten demzufolge nicht mehr stillstehen, sie konnten sich im Atelier frei bewegen – was zählte, waren ihre natürlichen Bewegungen, die die Künstler einzufangen versuchten. Auf diese Weise fügten sie der Malerei des Lichts die impressionistische Plastik hinzu.

Auf einen Blick

Ausstellung: Degas & Rodin. Giganten der Moderne
Ort: Von-der-Heydt-Museum, Turmhof 8, 42103 Wuppertal
Internet: www.vdh.netgate1.net
Dauer: bis 26. Februar 2017

Katalog
Degas & Rodin. Wettlauf der Giganten zur Moderne
Gerhard Finckh (Hrsg.)
432 S. m. 415 Abb., 25 x 30 cm
Kettler Verlag
ISBN 9783892020950

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Profile

Gegründet 1902 als Städtisches Museum Elberfeld, wurde die Institution 1961 umbenannt in Von der Heydt-Museum – eine Reverenz an die Wuppertaler Bankiersfamilie, die das Museum in vielfältiger Weise gefördert hat. Die Sammlung des Museums umfasst Kunst vom 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Impressionismus, Expressionismus und die 1920er-Jahre bilden die Schwerpunkte. Zum Bestand gehören rund 2 200 Gemälde, 500 Skulpturen und 30 000 grafische Blätter. Seit 2020 ist Roland Mönig Direktor des Museums, das sich im Zentrum von Wuppertal-Elberfeld befindet.

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