Buchtipp

Veilchenblau wiederentdeckt

Für unser Verständnis der kunsttechnologischen Entwicklung der Malerei von den Anfängen bis heute ist es von größter Bedeutung, so viel wie möglich über die Frühzeit in Erfahrung zu bringen.

Als Folge von vier Königlich Preußischen Turfan-Expeditionen schickten Forscher zwischen 1902 und 1914 Teile einmaliger buddhistischer Wandmalereien aus dem Gebiet der nördlichen Seidenstraße in das Museum für Asiatische Kunst in Berlin, der weltweit bedeutendsten Sammlung zentralasiatischer buddhistischer Kunst. Sie wurden in leimgebundenen Farbaufträgen auf Lehmputz ausgeführt und werden in den Zeitraum zwischen 400 und 1300 datiert. Die Entstehung im frühen Mittelalter legt nahe, dass sie in tradierter antiker Maltechnik ausgeführt wurden.

 

Diese Arbeiten sind eine der wenigen Gelegenheiten, frühe Maltechnik in einem größeren räumlichen und zeitlichen Zusammenhang zu erforschen. Durch Analysen der Malereien mit moderner Technik fand man Pigmente, wie sie auch in antiken Schriften beschrieben sind. Dem Restaurator Ulf Palitza ist es mithilfe antiker Texte gelungen, die Maltechniken zu entschlüsseln, mit denen diese buddhistischen Wandmalereien angefertigt wurden. Antike Anleitungen, wie sie von Plinius, Dioskorides, Vitruv und Theophrast überliefert wurden, interpretierte er nicht nur neu, sondern erprobte sie auch in Experimenten. So fügte Palitza in akribischer Kleinarbeit ein jahrtausendealtes Puzzle zusammen, das ein Bild der technischen Möglichkeiten antiker Leimfarbenmalerei vermittelt. Der Band erläutert die Experimente, und die Abbildungen zeigen die Kunstwerke, die Malschichtproben und die Ergebnisse der Experimente. Letztere lassen die ursprünglich brillante Wirkung von Farbstoffen wie Veilchenblau oder Karminrot erkennen. Eine spannende Zeitreise in die Welt der Farben.

Die Herausgeber

Ulf Palitza, geb. 1959 in Jena, Studium an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden. Seit 1987 ist er selbstständiger Gemälderestaurator. Ulf Palitza lebt und arbeitet in Berlin. Toralf Gabsch, geb. 1965, seit 1996 Restaurator für Wandgemälde und Skulpturen am Museum für Asiatische Kunst, Staatliche Museen zu Berlin, Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Seit 2004 Lehrbeauftragter im Fachbereich Restaurierung, Konservierung und Materialkunde an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin und an der Europa-Universität Viadrina. Seit 2012 Chefrestaurator sowie Kunst- und Umzugsbeauftragter im Museum für Asiatische Kunst für das Humboldt Forum in Berlin.

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