Buchtipp

Malende Dichter

Die Lust Zeichen zu setzen verbindet Schriftstellerinnen und Schriftsteller mit Malerinnen und Malern. Von einigen Dichterinnen und Dichtern weiß man, dass sie sich mit Theorien zur Bildenden Kunst beschäftigt haben, dass Viele selbst zu Zeichenstift oder Pinsel griffen, ist weniger bekannt.

„Das Malen ist wunderbar; es macht zufriedener und geduldiger.“ So beschrieb Hermann Hesse diese „völlig neue Freude“, die ihm im Alter von 40 Jahren zuteil wurde. Eine verändernde Wirkung stellte auch Mark Twain fest: „Es lässt mich in sakrale Verzückung geraten, zu sehen, wie sich ein Porträt unter meinen Händen entwickelt und Seele annimmt.“ August Strindberg verglich die Sinneswahrnehmung, die er beim Malen seines ersten Gemäldes erlebte, mit einem Rausch und D.H. Lawrence schwärmte: „Mein ganzes Leben lang bin ich immer wieder zum Malen zurückgekehrt, weil es mir eine Art Vergnügen bereitet, die Wörter niemals bereiten können. Die Freude an Wörtern geht tiefer und ist aus diesem Grund unbewusster. Das Bewusstsein ist in der Malerei gewiss stärker.“

Die Faszination für das Zeichnen und die Malerei teilen die hier genannten Schriftsteller mit vielen ihrer Kolleginnen und Kollegen. Kein Wunder: Die Werkzeuge sind verwandt, der künstlerische Impuls identisch und die konkrete Tätigkeit des Zeichnens, Malens und Formens mag ihnen ein sinnlicher Ausgleich zum intellektuell-abstrakten Prozess des Schreibens gewesen sein. Manche von ihnen mussten sich täglich aufs Neue entscheiden, ob sie als schreibender oder als bildender Künstler tätig sein wollten, einige empfanden das Malen als lebensnotwendig und andere waren sich bewusst, dass sie keine Meisterwerke vollbringen. In jedem Fall scheinen die wortmächtigen Künstlerinnen und Künstler, die ihre Zeit nicht nur am Schreibtisch, sondern auch vor der Staffelei verbracht haben, „Freude und Erfüllung darin gefunden zu haben, Farben und Formen auf Papier und Leinwand zu arrangieren“, stellt Donald Friedman im Vorwort zu seinem Buch „Malende Dichter“ fest. Seine aufschlussreichen und unterhaltsamen Porträts von 113 international bekannten Schriftstellerinnen und Schriftstellern des 19. und 20. Jahrhunderts geben Aufschluss über die Bedeutung der bildenden Kunst für deren Leben und Werk – 220 Abbildungen verraten, wie virtuos sie sich in dem jeweils von ihnen gewählten Medium auszudrücken wussten. Ein Buch für all jene, die sich für Literatur, Kunstgeschichte und die Wechselbeziehung der Künste interessieren.

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