Ausstellung

Mit lockerem Pinselstrich

Max Liebermann im Museum Kunstpalast

Max Liebermann (1847–1935) war mit Künstlern in ganz Europa vernetzt. Sein Werk verbindet auf einzigartige Weise die Tradition der deutschen Malerei mit Anregungen aus Frankreich, den Niederlanden und anderen europäischen Ländern. Dies macht ihn zu einem der bedeutendsten Wegbereiter der Moderne in Deutschland. Die Ausstellung „Ich. Max Liebermann – Ein europäischer Künstler“ im Museum Kunstpalast in Düsseldorf zeigt die facettenreiche Weiterentwicklung des führenden deutschen Impressionisten im internationalen Kontext mit Malerkolleg*innen aus verschiedenen europäischen Kunstzentren. Dazu gehört auch Düsseldorf, welches ein wichtiger Ort für Liebermanns künstlerische Inspiration war.

Die mit vielen privaten Leihgaben bestückte, rund 120 Gemälde umfassende Ausstellung zeigt neben zahlreichen Hauptwerken Liebermanns Gemälde seiner großen französischen und holländischen Vorbilder, darunter Jean-François Millet, Frans Hals und Rembrandt van Rijn, sowie seiner Zeitgenossen Vincent van Gogh und Claude Monet. „Er wurde von Künstlern wie Vincent van Gogh und Edgar Degas bewundert, während ihn umgekehrt die holländische Malerei und die französischen Impressionisten inspirierten“, betont Felix Krämer, Generaldirektor Kunstpalast. „Liebermann entdeckt für die deutsche Kunst neue Motive und eine neue Art zu malen“, hebt Kurator Martin Faass, Direktor Hessisches Landesmuseum Darmstadt und Gründungsdirektor der Liebermann-Villa in Berlin, hervor. „In seinem Werk manifestieren sich zentrale Themen seiner Zeit: die Fragen nach dem Verhältnis der eigenen Kultur zu anderen und nach der kosmopolitischen Integrationskraft von Kunst und Kultur.“ Ein Besuch in Düsseldorf Anfang der 1870er-Jahre wurde für seine künstlerische Karriere zu einem Wendepunkt, wie Maria Zinser, Co-Kuratorin der Ausstellung, erläutert: „Die Malerei des damals umjubelten ungarisch-stämmigen Künstlers Mihály Munkácsy, die er dort kennenlernt, inspiriert ihn zu einem Werk, mit dem ihm wenig später der Durchbruch gelingt.“ Von Düsseldorf aus unternahm Liebermann seine erste Reise nach Holland – das Land, das für ihn zur Malheimat werden soll. Bis 1913 reiste der Künstler fast jeden Sommer in die Niederlande. Seine aus dieser Zeit stammenden naturalistischen, mit lockerem Pinselstrich gemalten Bilder zeigen das Landleben sachlich, ohne Emotion oder erzählende Elemente.

In neun Kapiteln präsentiert die Ausstellung anhand bedeutender Hauptwerke Liebermanns exemplarisch die Wendepunkte in seinem künstlerischen Schaffen, beginnend mit seinen ersten Jahren an der Kunstschule Weimar über seine Verbindungen in die verschiedenen europäischen Kunstzentren bis hin zu den späten Bildern, die in seinem Haus am Wannsee entstanden. Dabei werden Liebermanns frühe Werke aus Barbizon bei Paris und seine Auseinandersetzung mit den französischen Impressionist*innen ebenso thematisiert wie seine Auseinandersetzung mit niederländischen Maler*innen, angefangen bei Frans Hals und Rembrandt bis zu seinen Zeitgenossen und Freunden Anton Mauve und Jozef Israëls. Das Gemälde Schweinemarkt in Haarlem (1894), das als erstes impressionistisches Bild Liebermanns bezeichnet wurde, gehört ebenso dazu wie die zur Sammlung des Kunstpalastes zählende Kartoffelernte (1875), in der sich der Einfluss der Schule von Barbizon zeigt.

Mitte der 1890er-Jahre wandte sich Liebermann – wie zuvor schon seine französischen Vorbilder – der Darstellung des bürgerlichen Freizeitvergnügens und des modernen Sports zu: Er malt Polospieler und Schlittschuhläufer*innen sowie Szenen aus Gärten und öffentlichen Parks. Momente sommerlichen Strandlebens an der holländischen Nordseeküste thematisiert Liebermann in vielen seiner Werke, zu denen das in Düsseldorf gezeigte großformatige Gemälde Badende Knaben (1900) gehört. „Die Ausstellung beleuchtet die Bedeutung Europas als Kontext für die facettenreiche Werkgenese Max Liebermanns, der Einflüsse aus verschiedenen europäischen Ländern in seine Kunst aufnahm, sie zu einem eigenen Stil weiterentwickelte und mit diesem wiederum andere Künstlerinnen und Künstler prägte. In den vielen gezeigten Werken sieht man daher eindrücklich und anschaulich die positiven Kräfte von migrierenden Ideen!“ so der Generalsekretär der Ernst von Siemens Kunststiftung Dr. Martin Hoernes.

Neben Max Liebermann sind in der Ausstellung vertreten: Jean-Baptiste Camille Corot, German Grobe, Theodor Hagen, Jozef Israëls, Frans Hals, Wilhelm Hambüchen, Olof Jernberg, Eugen Kampf, Ludwig Knaus, Helmuth Liesegang, Édouard Manet, Anton Mauve, Jean-François Millet, Claude Monet, Mihály Munkácsy, Camille Pissarro, Rembrandt van Rijn, Max Slevogt, Vincent van Gogh, Jacob van Ruisdael, Salomon van Ruysdael, Joris van Son und Julie Wolfthorn. Die Ausstellung ist eine Kooperation mit dem Hessischen Landesmuseum Darmstadt. Sie wird im Kunstpalast von der Rudolf-August Oetker-Stiftung, der Kulturstiftung der Länder, der Ernst von Siemens Kunststiftung und der Boxine GmbH (Tonies) gefördert.


Auf einen Blick

Ausstellung: „ICH. MAX LIEBERMANN. EIN EUROPÄISCHER KÜNSTLER“

Ort: Kunstpalast
Ehrenhof 4-5
40479 Düsseldorf

Dauer:
bis 8. Mai 2022

Internet:
https://www.kunstpalast.de/liebermann

Öffnungszeiten:
Di.–So. 11:00–18:00 Uhr, Donnerstag 11:00–21:00 Uhr, Montag geschlossen

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Das im Jahre 2001 von Oswald Matthias Ungers neugestaltete Museum Kunstpalast liegt im Zentrum von Düsseldorf, direkt am Rhein. Mit der Neueröffnung des Museum Kunstpalast im September 2001 wurden das Kunstmuseum und der Kunstpalast zusammengeschlossen und in eine Stiftung überführt. Mit hochkarätigen Ausstellungen wie Joan Miró, Dalí, Warhol, Caravaggio, Bonjour Russland, Zerbrechliche Schönheit, Diana und Actaeon und Per Kirkeby hat sich das Museum einen internationalen Ruf erarbeitet. Die im Museum Kunstpalast beheimateten Sammlungen umfassen heute mehr als 100.000 Gemälde, Skulpturen, Zeichnungen, Grafiken, Fotografien, kunstgewerbliche Exponate und Glasobjekte.

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