Kaum eine andere Technik erzeugt eine so hohe Leuchtkraft der Farben und so große Unterschiede in der Helligkeit wie ein Glasbild. Das Licht verändert alles – ob bei grauem Wetter oder in intensivster Form bei strahlendem Sonnenschein: Die Außenwelt wirft Schatten, die unterschiedlichen Tageszeiten und die Wanderung des Lichts begründen Dynamik und Wandel. So verändert sich etwa eine zitronengelbe Fläche in eine abstrakte Bildkomposition mit dunkelgelben, gelbgrünen oder grauen Bildelementen – ja nachdem, was draußen vor sich geht.
War die Glasmalerei ursprünglich im sakralen Bereich beheimatet, so beschreibt der Begriff der Hinterglasmalerei Bilder auf Glas, die auf der Rückseite bemalt sind und deren Farben erst in der Durchsicht ihre volle Leuchtkraft entfalten. In der Moderne rezipierten etwa Paul Klee, Gabriele Münter und Wassily Kandinsky die zu jener Zeit eher volkstümlichen Techniken der Hinterglasmalerei.
Die Wirkung der Glasmalerei wird maßgeblich vom Lichteinfall bestimmt, sodass ihr idealer Standort ein Fenster ist. Dabei ist Acrylglas als Bildträger wesentlich unkomplizierter in der Handhabung als Echtglas: Es ist leichter und bruchsicher, steht für die unterschiedlichsten Techniken zur Verfügung und eröffnet neue Perspektiven und Durchblicke mit reizvoller Wirkung.
Die Acrylglasplatte selbst kann problemlos mit einem kleinen Holzbohrer angebohrt werden, um sie mit Schrauben oder Nägeln direkt an der Wand oder zur Hängung im Raum an Nylon- oder Drahtseilen zu befestigen. Auf glatten, fettfreien Untergründen – etwa einer Wand oder melaminoder kunststoffbeschichteten, sauberen Fläche – können die Platten auch mit transparenter, doppelseitiger Klebefolie angebracht werden.
In der Regel wird Acrylglas in kleinen bis mittleren Formaten angeboten. Sind größere Formate gewünscht, empfiehlt sich eine Nachfrage im Rahmenbereich: Hier gibt es verschiedene Standardformate von Acrylglas, und es können auch individuelle Formate zugschnitten werden. Der besondere Reiz: Solche dünneren Acrylglas-Qualitäten können in Schichtungen übereinandergelegt werden.
Für die Malerei empfehlen sich spezielle Glas- und Porzellanmalfarben, die schnell wasserfest auftrocknen und glänzend-glatt sowie lichtecht sind. Solche Spezialfarben gibt es in transparenter oder deckender Qualität und auch in kreidiger Optik in vielen Einzelfarbtönen und als Sets. Für Zeichnungen und Konturen, aber auch für Schriften, Ornamente und Verzierungen sind Glas- und Porzellanmalstifte ideal.
Wenn der direkte Auftrag auf die Platte – z.B. bei Schriftgestaltungen – zu riskant erscheint, hilft ein Trick: Von auf Plattenmaß zugeschnittener, doppelseitiger Klebefolie eine Schutzfolie abziehen, die offene Klebeseite seitenverkehrt bezeichnen oder beschriften und die Folie gleichmäßig auf die Platte kleben.
Eine glatte, homogene Wirkung in der Ansicht wird erzielt, wenn die Platte von hinten bemalt wird – dickere Farbaufträge verschwinden optisch und das Bild erscheint fast wie gedruckt.
Der Farbauftrag erfolgt in erster Linie direkt mit Pinsel und/oder Stift. Soll eine größere Farbfläche möglichst homogen erscheinen, bietet sich der Auftrag mit einer schmalen Schaumstoffrolle an: Die Farbe auf die glatte Oberfläche gießen und mit der Rolle gleichmäßig verteilen, eventuell in beide Richtungen und auch diagonal. Ist der Farbton intensiver gewünscht, kann der Vorgang nach dem gleichmäßigen Auftrocknen wiederholt werden. Man kann natürlich eine Einzelplatte direkt bemalen bzw. bezeichnen, aber auch mehrere (vor allem dünnere) Platten bearbeiten und sie anschließend auf- bzw. hintereinander schichten: So staffeln sich Farben, Formen und Figuren wie in einem Schattenspiel und erschaffen Bildtiefen und Kompositionen, die auf einer Einzelplatte nur schwerlich zu erzielen sind. Einfach betrachtet: Was geschieht, wenn man eine gelbe Platte hinter eine blau getönte stellt? Eine grüne Platte entsteht. Wenn man aber hinter die blaue Platte eine Platte mit gelben Streifen stellt, so entstehen grüne Streifen auf blauem Grund. Ist die Gestaltung anspruchsvoller, wird der Sinn dieser Möglichkeiten deutlich: Ohne Farben auf ein- und derselben Platte zu mischen, entstehen Farbveränderungen durch die Addition mehrerer Platten.
Einen besonderen Reiz haben modulare Arrangements von Acrylglasplatten. Im nachfolgenden Beispiel wurden vier Acrylglasplatten im Format 15 x 15 cm rückseitig bemalt und mit transparenter, doppelseitiger Klebefolie auf eine 30 x 30 cm große Platte geklebt, die das Tiefenlicht wiederum verstärkt. Andere Möglichkeiten bieten sich durch collagenartige Reihung von bemalten Acrylglasplatten: Durch ihre glatten, geraden Kanten lassen sie sich exakt aneinanderfügen. Ergebnis sind grafische, dekorative Lösungen mit sehr moderner Wirkung.