Textilfarben sind Multitalente
Üppige Blumen, verschlungene Ornamente, grafische Formen und abstrakte Muster und in jedem Fall viel Liebe zum Detail: Die Geschichte des Textildrucks reicht Jahrhunderte zurück und ist bis heute außerordentlich reich an Facetten.
Seine frühen Ursprünge verorten sich in Indien, und schon in der frühen Neuzeit waren bedruckte indische (Baumwoll-) Stoffe in Europa außerordentlich beliebt – so sehr, dass die Einfuhr der sogenannten „Indiennes“ im französischen 17. Jahrhundert sogar für einige Jahrzehnte verboten wurde, weil man die heimischen Leinen- und Wollstoffproduktion gefährdet sah. Kurz: Die farbenprächtige Geschichte von Mode und Interieur, von Kleidern, Accessoires und Wohntextilien ist ohne die Entwicklungen des Textildrucks kaum denkbar.
Heutige Textilfarben sind wahre Multitalente und werden höchsten Ansprüchen gerecht: Sie eignen sich für freie Malerei, Sieb- und Stempeldruck, Airbrush und Schabloniertechniken. Als Malgrund ist dünner, leichter Baumwoll- oder Leinenstoff ideal, doch prinzipiell eignet sich jedes Gewebe (maximaler Kunstfaseranteil 20 %) zum Druck oder zur freien Bearbeitung. Stoffmalfarben auf Wasserbasis haben eine cremige Konsistenz, sind untereinander problemlos mischbar und lassen sich mit Pinsel oder Walze auch großflächig auftragen. Nach der Fixierung mit dem Bügeleisen sind sie lichtecht und waschbeständig. Stoffmalstifte bzw. Textilmarker sind in unterschiedlichen Strichstärken erhältlich.
Zum Textildruck im Atelier eignen sich alte Holzstempel, Holz- und Linolschnitte sowie natürlich frei geschnittene Druckstöcke aus speziellen Kunststoffplatten, die für Radierungen angeboten werden, oder aus den neuen Vinyl-Printblöcken, die gummiartig weich und flexibel sind, sich leicht schneiden lassen und nicht bröckeln. Natürlich darf hier auch der oft in die frühkindliche Kunsterziehung verwiesene Kartoffeldruck zu neuen Ehren kommen – mit verblüffenden Ergebnissen!
Stempel und Model können direkt in die auf flachem Untergrund vertriebene Farbe gedrückt oder aber mit Walzen eingefärbt werden. Wer es ausprobiert, begibt sich auf eine kleine Entdeckungsreise, denn die Möglichkeiten sind vielfältig: Verschiedene Stempel und Druckstöcke können kombiniert und Farben übereinander gedruckt werden. Die nacholgenden Beispiele sind mit Holzschnitt, Vinyl-Printblöcken (verschiedene Farben übereinander gedruckt), Holzschnitt sowie Kunststoff-Druckplatten beidseitig gedruckt.
Die Reihe im nächsten Slider ist mit einem Holzschnitt-Stempel, mit Kartoffeldruck und alten Holzmodellen realisiert.
Fertige Drucke können zusätzlich mit Farbe und Pinsel koloriert werden. Ganz ohne Stempel und Druckstöcke kommen die freien Arbeiten aus: Moderne Textilfarben können beliebig verdünnt und miteinander gemischt werden, Textilmarker machen sowohl die exakte Vorzeichnung als auch die freie Zeichnung und natürlich die Verbindung mit Textilfarben möglich. Neue Stoffe wie leichte Baumwoll- oder Leinenstoffe sind hier ebenso geeignet wie alte Stoffe, die eine attraktive Ausgangsfarbe mitbringen oder mit Farbe und neuen Mustern aufgefrischt werden sollen.