Buchtipp

Als Künstler erfolgreich sein

Zwischen Kreativität, Selbstorganisation und sozialer Kompetenz

Künstlerin oder Künstler zu sein, geht weit über den kreativen, schöpferischen Prozess hinaus. Viele Aufgaben und Herausforderungen des Berufsbilds „Künstler“ haben wenig bis gar nichts damit zu tun, dafür umso mehr mit Psychologie. Als Künstlerin oder Künstler erleben Sie mit dem, was Sie tun, Höhen und Tiefen, geraten in Schaffenskrisen und stehen vor Situationen, deren Bewältigung mit über Ihren Erfolg entscheiden wird.

Frau Professor Werth, Sie sind Psychologin und haben als Coach in verschiedenen Berufsfeldern gearbeitet. Was hat Sie veranlasst ein Buch zu schreiben, das sich explizit an Künstler wendet?

Zum einen hat sich der Beruf des Künstlers zunehmend mehr zu dem eines „Kleinunternehmers“ entwickelt: man muss sich selbst managen, vermarkten, motivieren, finanzieren, organisieren usw. Da liegt es nahe, auch dem Künstler diese Methoden als Sachbuch anzubieten. Zum anderen habe ich unter meinen Coachees zunehmend Kunstschaffende, die sich Begleitung und Reflexion wünschen und denen entsprechende Literatur auf dem Markt fehlt.

Wie definieren Sie Erfolg als Künstler oder Künstlerin?

Es sind zwei Arten von Erfolg zu unterscheiden: Zum einen der Erfolg auf einer „inneren“, intrinsischen Dimension: Gelingt es mir, mich in meiner Kunst auszudrücken, mein Anliegen zu verkörpern und schaffe ich es, meine ganz eigene Kunst zu machen, meine eigene, einzigartige Handschrift zu entwickeln? Eine zweite Sicht auf Erfolg bezieht sich auf die Außenwelt: Gelingt es mir, andere mit meiner Kunst zu erreichen, sie zu berühren? Werde ich (vom Kunstmarkt) wahrgenommen und wird der Wert meiner Kunst erkannt?

Nach welchem Konzept gehen Sie in Ihrem Buch vor, um dieses Ziel zu erreichen?

Es geht um aufeinander aufbauende Schritte, die beim eigenen Innern beginnen und sich dann zunehmend aufs Außen richten: sich selbst (als Künstler) finden und ausdrücken, mit sich selbst gut umgehen (Selbstmanagement), sich darstellen und vermarkten lernen.

Wo erkennen Sie bei Künstlerinnen und Künstlern die größten Unsicherheiten im Hinblick auf den künstlerischen Erfolg?

Künstlerischer Erfolg spielt sich – wie bei den Musikern und Komponisten auch – nicht immer im Hier und Jetzt ab, sondern setzt oft verzögert ein. Damit arbeitet ein Künstler lange Zeit ohne unmittelbares Erfolgsfeedback und muss sich selbst ausreichend Stabilität, Motivation und Durchhaltevermögen geben. Eine immens schwere Aufgabe, bei der man sehr an sich und seinen Weg glauben muss.

Sie geben in Ihrem Buch praktische Tipps. Könnten Sie an einem Beispiel konkretisieren, wie sich diese Tipps darstellen?

Meine eigene Erfahrung als Vernissagebesucherin zeigt leider immer wieder, wie wenig Künstler ihr eigenes Auftreten und Verhalten auf einer solchen Veranstaltung für sich zu nutzen wissen – sei es, da sie unsicher sind, sich unwohl fühlen, die einzelnen Gesprächssequenzen mit potenziellen Interessenten nicht zu ihrem Vorteil zu gestalten wissen oder auch mit unliebsamen Situationen (Vielrednern, Narzissten) nicht umgehen können. All diese Facetten einer Vernissage werden in dem Buch en détail beschrieben, analysiert und es werden konkrete Verhaltenstipps gegeben. Was dem einen hier vielleicht geradezu banal vorkommt, mag für den anderen ein Quantensprung sein. Für alle gilt jedoch: Nur das, was wir einmal durchdacht und reflektiert haben, können wir gezielt nutzen und uns darin weiterentwickeln. Genau das ist das Anliegen meines Buchs: Handwerkszeug anzubieten, um sich zu optimieren.

Das Jahr 2020/21 steht ganz im Zeichen der Corona-Pandemie. Für Bildende Künstlerinnen und Künstler führen die wirtschaftlichen Einschränkungen, die daraus resultieren, zu Unsicherheit und Zukunftsängsten. Haben Sie eine Empfehlung, wie man damit umgehen kann?

Diese Ängste sind berechtigt, sodass man nicht darüber hinwegtrösten oder die Situation schönreden kann. Da Finanzierungsängste jedoch Kreativität blockieren, sollte eine (ggf. alternative) finanzielle Grundsicherung zunächst Ziel Nr. 1 sein. Darüber hinaus muss aber Zeit für die Kunst und das Kreativsein bleiben. Hier gilt es nach wie vor, sich und sein Inneres auszudrücken und auszuleben in der Kunst, sie auch in dieser Zeit als Ventil für sich zu nutzen – und auch wenn Kunst in Coronazeiten anders aussehen und geprägt sein mag als in den Zeiten davor, darf dies sein. Zum Dritten gilt, kreativ an andere Vermarktungs- und Ausstellungsvarianten heranzugehen – seien es Schaufensterkunst, Outdoorkunst, Kunst in Firmen, Vernissageübertragungen per Web oder sonstige Medienbeiträge. Künstler sollen und müssen weiterhin präsent bleiben in den Köpfen und in den Herzen der Menschen, gerade in Coronazeiten.

Vielen Dank, Frau Professor Werth.

 


Zur Person

Prof. Dr. Lioba Werth ist Diplom-Psychologin und seit 20 Jahren als Managementberaterin und Coach in verschiedenen Branchen tätig. Aus einer Künstlerfamilie stammend, fand sie bereits früh Zugang zur Kunst. Ihre beiden Leidenschaften Psychologie und Kunst kombiniert sie zu einem speziell zugeschnittenen Leistungssegment für Künstler und Galeristen, das Coachings, Vorträge und Lesungen umfasst. Sie ist Autorin zahlreicher Lehr- und Sachbücher sowie Preisträgerin diverser Forschungs- und Medienpreise. Ihr zugleich wissenschaftlicher wie künstlerischer Hintergrund macht sie zu einer gefragten Expertin bei allen Kunstschaffenden

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