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Augenmerk auf das Passepartout

In regelmäßigen Abständen von zwei bis drei Jahren empfiehlt es sich, Einrahmungen einer genauen Prüfung zu unterziehen. Besonderes Augenmerk wird der geschulte Einrahmer im Zuge einer solchen Inspektion dem Passepartout widmen, denn gerade an ihm lassen sich vielfältige Schadensbilder ablesen, die der Laie oft nur schwerlich erkennen wird: So wird etwa der Besitzer einer wertvollen Grafik, die seit zehn Jahren mit Passepartout gerahmt an derselben Stelle in seinem Haus hängt, schleichend eingetretene Veränderungen nicht ohne Weiteres bemerken.

Der Rahmenspezialist prüft: Hat sich die Fase, also der Schrägschnitt des Passepartouts, bräunlich verfärbt? Ist dies der Fall, tritt Lignin, also Säure aus. In der Natur kommt dem Lignin die Aufgabe zu, die Holzfasern des Baumes miteinander zu verbinden. Beim Aufschluss des Holzes wird die Säure durch Kochen mit Chemikalien und Nachbleichen abgebaut. In „totem“ Zustand kommt es hingegen durch Einwirkung von Licht zu chemischen Reaktionen, wenn das Lignin nicht im Vorfeld entzogen wurde – alltägliches Beispiel: Die Zeitung, die nur wenige Tage in der Sonne liegt, verfärbt sich braun.

Wenn also die Fase braun verfärbt ist, hat die zerstörerische Wirkung des Lignins bereits begonnen. Dabei wird nicht nur das Passepartout angegriffen, sondern auch das durch den Rahmen zu schützende Blatt – ob Grafik, Zeichnung oder Aquarell – kann nachhaltig geschädigt und in seinem Wert gemindert werden.

Bis vor etwa zehn Jahren wurden diese säurehaltigen Kartons noch häufig verwendet. Ein Grund dafür mag darin liegen, dass diese Kartons vergleichsweise preiswert waren. Auf der anderen Seite wurde der geschilderten Problematik noch nicht ausreichend Beachtung geschenkt. Heute sind die meisten Passepartouts mit 2-5 Prozent Kalziumcarbonat gepuffert, das Lignin wird gebunden. Allerdings nur so lange, wie das Kalziumcarbonat der Säure standhält, was dieser Art von Kartons zum Nachteil gereicht. Sie sollten nur noch bei Kunstdrucken Verwendung finden, nicht jedoch bei hochwertigen Grafiken.

 

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Dafür stehen heute dem Einrahmer Passepartoutkartons zur Verfügung, die ligninfrei, durch neutrale Leimung alterungsbeständig und aufgrund durchgehender Pigmentierung lichtecht sind: Alterungsbeständige Papiere behalten über einen sehr langen Zeitraum ihre Eigenschaften.

Die Lebensdauer wird durch Licht, Feuchtigkeit, Temperatur und chemische Faktoren beeinflusst. So bestehen etwa Kartons aus Alphazellulose aus chemisch gereinigtem Holzschliff, dem das Lignin entzogen wurde. Museums- bzw. Hadernkartons bestehen zu 100 Prozent aus Baumwollzellulose, den sogenannten Hadern, in denen naturgemäß kein Lignin enthalten ist.

Die Säurefreiheit sollte nicht nur beim Passepartout, sondern auch bei den Rückwänden Beachtung finden. Und es versteht sich von selbst, dass für die Befestigung eines Blattes nur säurefreie Klebstoffe verwendet werden sollten – also kein Klebefilm, kein Kreppband oder gar Teppichklebeband. Dem professionellen Einrahmer stehen heute ausreichend Bildbefestigungsmöglichkeiten zur Verfügung, die säurefrei, alterungsbeständig und reversibel sind – die gängigsten sind unter dem Namen Filmoplast für normale, schwere oder besonders dünne Papiere erhältlich. Da rüber hinaus findet mit Weizenkleister beschichtetes Japanpapier Verwendung – es wird vor Gebrauch lediglich angefeuchtet.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass es nur zum Nutzen gereicht, bereits länger gerahmte Werke ab und an etwas gründlicher zu untersuchen, um mögliche Schäden frühzeitig erkennen zu können.

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