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Hintergrund

„Das, was man sieht, ist nicht immer das, was man denkt, das es ist.“

Jaana Caspary spielt mit Schein und Sein

Mit ihren abstrakten, monochromen Skulpturen sorgt die Wuppertaler Künstlerin Jaana Caspary seit einigen Jahren für Furore. Ihre Arbeiten verblüffen. Casparys Formen lassen Dinglichkeit zu, konkretisieren sie aber nicht. Wer den Objekten, Farbstiftzeichnungen und Fotomontagen der Künstlerin zum ersten Mal begegnet, fühlt sich bei ihrem Anblick schnell „an irgendetwas“ erinnert. Egal ob groß oder klein, ob an der Wand oder auf dem Boden, ob im geschlossenen Raum oder frei in der Natur: Während das Auge die Formen und Materialien abtastet, wägt der Geist ab und versucht zu identifizieren, was das Vertrautempfundene ausmacht.

Jaana Caspary wandelt ihre künstlerische Idee in abstrakten Plastiken um. Zugrunde liegt ein Prozess, in dessen Verlauf die Künstlerin das handwerklich und physikalisch Mögliche ebenso ausreizt wie die visuelle Wahrnehmung. Kinderspielzeug, Sitzmöbel, Luftmatratzen oder Kissen – Jaana Caspary zeigt Bekanntes in neuer Gestalt. Sie dekonstruiert industriell gefertigte Gebrauchsgegenstände aus dem kollektiven Alltag und entwickelt daraus durch Abformen Prototypen für Module. Diese Module „fügen sich natürlich durch Wiederholungen, Spiegelungen, Kopfüber-, Auf- und Nebeneinanderstellen zusammen und ordnen sich scheinbar wieder neu,“ formuliert es die Künstlerin.

Screenshot aus dem Video „ Jaana Caspary - Umformung“, aus der Reihe „boesner.LEBEN“ produziert von Fynal

Screenshot aus dem Video „ Jaana Caspary - Umformung“, aus der Reihe „boesner.LEBEN“ produziert von Fynal

„Ich habe nie über etwas anderes nachgedacht als darüber, Künstlerin zu werden. Dass es Skulptur wurde, hat sich dann ergeben.“ Jaana Caspary

Screenshot aus dem Video „ Jaana Caspary - Umformung“, aus der Reihe „boesner.LEBEN“ produziert von Fynal

Screenshot aus dem Video „ Jaana Caspary - Umformung“, aus der Reihe „boesner.LEBEN“ produziert von Fynal

Casparys dreidimensionale Werke entwickeln in ihrer Abstraktion „ästhetische Eigenwelten, die zu einer autonomen Bezugnahme zwischen sich und der uns umgebenden Umwelt herausfordern. Denn die Künstlerin generiert in ihren Kompositionen Körper, denen oftmals Organisches innewohnt, ja die die Diskrepanzen zwischen Verbrauch und Wertschätzung in einer surrealen Formenwelt auflösen und zugleich zum Gegenstand ihrer Betrachtung machen,“ formuliert es die Kunstwissenschaftlerin Christina Irrgang aus Anlass der Ausstellung „ebenda“.

Und der Kunsthistoriker Robert Fleck stellt in der Caspary-Monografie „umformung“ fest, dass sich das skulpturale Werk von Jaana Caspary um vier Themen dreht: „das Volumen, die Dialektik von autonomer Form und von Oberflächen aus der Alltagswelt, um die Verbindung des Organischen mit der Virtualität sowie um den Eigenwert des Materials.“ Dafür hat sich die Künstlerin in seinen Augen ein außergewöhnlich eigenständiges Repertoire erarbeitet, in das sich auch ihre Farbzeichnungen und Fotomontagen nicht nur als Visualisierungen einreihen, sondern ebenfalls als eigenständige Werke. Das macht deutlich, dass sich die Ideen und die Schaffenskraft der experimentierfreudigen und findigen Bildhauerin Jaana Caspary zwar auf ihre Skulpturen konzentrieren, sich aber nicht auf die Objekte beschränken.

Screenshot aus dem Video „ Jaana Caspary - Umformung“, aus der Reihe „boesner.LEBEN“ produziert von Fynal

Screenshot aus dem Video „ Jaana Caspary - Umformung“, aus der Reihe „boesner.LEBEN“ produziert von Fynal


Dieter Krieg-Preis: Jaana Caspary

11. Oktober 2025 – 8. Februar 2026

Der Dieter Krieg-Preis „Allen Malern herzlichen Dank“ geht 2025 an das Von der Heydt-Museum, das damit ein Werk von Jaana Caspary (*1988) erwerben kann. Der Neuzugang wird mit einer Ausstellung gefeiert, die einen Einblick in die Arbeit der Wuppertaler Bildhauerin gibt. Verliehen wird die Auszeichnung von der im Jahr 2004 in München begründeten Stiftung Dieter Krieg, die sich der Wahrung und Vermittlung des Werks des renommierten deutschen Malers widmet (1937–2005).

https://von-der-heydt-museum.de/ausstellungen/dieter-krieg-preis-jaana-caspary/

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Profile

Jaana Caspary (*1988 in Wuppertal), studierte seit 2007 an der Kunstakademie Düsseldorf. 2014 beendete sie das Studium als Meisterschülerin bei Prof. Didier Vermeiren mit dem Akademiebrief. Im selben Jahr erhielt sie den Kunst­förderpreis „Junge Positionen NRW“. 2016 folgten das „Van-Rinsum Stipendium“ des VdDK, Düsseldorf, und das Stipendium der „Cité Internationale des Arts Paris“. Von 2005 bis 2016 arbeitete sie als Assistentin im Atelier von Tony Cragg. Zusammen mit der Galerie Grölle Pass Projects gründete sie 2016 den Ausstellungs- und Projektraum „Raum2 INTERVENTIONS“. Seit 2018 ist sie künstlerische Leiterin des „Skulpturenprojekt Hardt“, Wuppertal. Zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen seit 2013, u.a. 2022 „live in“, estudiopablodelillo, Oviedo/Spanien und 2023 „ebenda“ im Skulpturenpark Waldfrieden Wuppertal sowie im Kunstverein Schwäbisch Hall und in der Galerie Grölle, Wuppertal.

Produkt­empfehlungen

umformung ist die erste umfassende Monografie zum Werk der Wuppertaler Bildhauerin Jaana Caspary (* 1988), die mit ihren abstrakten, monochromen Skulpturen in Acryl-Gießharz, Stein oder Bronze seit einigen Jahren für Furore sorgt. Viele dieser Skulpturen, die oft noch von Farbstiftzeichnungen und Fotomontagen begleitet werden, sind durch das Referenzieren einzelner verwandter, schon für sich elaborierter Grundformen gekennzeichnet. Jaana Caspary vergegenwärtigt die Präsenz derartiger Module im kollektiven Alltag, aber auch in der Natur, und stellt immer wieder den Variantenreichtum und die Vielschichtigkeit ihrer Bedeutungen unter Beweis. Mit besonderem Blick auf die jüngeren Ausstellungen, stellt umformung die wichtigsten Werkgruppen und Schlüsselpositionen aus Casparys Schaffen der letzten zehn Jahre vor.

272 S., 186 farb. Abb., 23,5 x 27,5 cm, geb., dt., Kerber Verlag 2024

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