Ausstellung

KLEINKLEIN

36. Übersichtsausstellung des Westdeutschen Künstlerbundes

Das Märkische Museum Witten zeigt gemeinsam mit dem Stadtmuseum Hattingen die 36. Übersichtsausstellung des Westdeutschen Künstlerbundes (WKB) mit dem programmatischen Titel KLEINKLEIN.

Die Schau dient gewissermaßen als Fingerzeig auf das kommende Jahr, in dem der WKB sein 80-jähriges Bestehen feiert. Der allgemeinen Aufbruchsstimmung nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs folgend, gründet sich die freie Künstlervereinigung 1946 in Hagen. Von Beginn an gehört es zu den erklärten Zielen des Bundes, Werke der Mitglieder sowie eingeladener Gäste einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen. Während diese Ausstellungen fast 50 Jahre ausschließlich in Hagen stattfinden, tourt der WKB seit 1992 durch verschiedene Museen in ganz Nordrhein-Westfalen. Dieser Umstand ist nicht nur der wachsenden Zahl der Künstlerinnen und Künstler – mittlerweile weit über 200 Mitglieder –, sondern vor allem dem erweiterten Wirkungskreis des WKB geschuldet. Stammen die Künstlerinnen und Künstler zu Beginn hauptsächlich aus dem Ruhrgebiet, so kommen sie heute aus allen Ecken Nordrhein-Westfalens und darüber hinaus.

Blick in die Ausstellung KLEINKLEIN mit Werken von Rupprecht Geiger, Edith Oellers, Dirk Schlichting, Peter Gros, Timm Ulrichs, Gudrun Kattke (v. l. n. r.). © für die Werke bei den Künstler*innen, © für die Künstler*innen Rupprecht Geiger, Edith Oellers, Dirk Schlichting, Timm Ulrichs: VG Bild-Kunst, Bonn 2025, Foto: Eric Jobs.

Blick in die Ausstellung KLEINKLEIN mit Werken von Rupprecht Geiger, Edith Oellers, Dirk Schlichting, Peter Gros, Timm Ulrichs, Gudrun Kattke (v. l. n. r.). © für die Werke bei den Künstler*innen
© für die Künstler*innen Rupprecht Geiger, Edith Oellers, Dirk Schlichting, Timm Ulrichs: VG Bild-Kunst, Bonn 2025, Foto: Eric Jobs

Dass sich die Gesamtschau in diesem Jahr auf zwei, wenn auch benachbarte, Museen verteilt, ist eine Premiere. Dies ist nicht zuletzt dem Ausstellungsmotto geschuldet. So gibt es in der diesjährigen Ausschreibung zur Überblicksschau keine thematischen Vorgaben. Ganz dem Ausstellungstitel „KLEINKLEIN“ entsprechend dürfen die eingereichten Werke die Maße von maximal 50 × 50 × 50 cm nicht überschreiten.
Mehr als 260 Künstlerinnen und Künstler mit über 1.100 Arbeiten bewerben sich auf den Aufruf. Für die Ausstellung wählt eine Jury über 500 Werke von 232 Kunstschaffenden – aktuellen wie auch verstorbenen WKB-Mitgliedern sowie eingeladenen Gästen – aus.
Allein in Witten sind fast 350 Arbeiten zu sehen. Diese reichen von Zeichnung, Druckgrafik und Malerei über Collage und Skulptur bis hin zu Fotografie, Video- und Textilkunst. Den Besucherinnen und Besuchern bietet sich so die einmalige Gelegenheit, die gesamte Bandbreite des aktuellen Kunstschaffens auf engstem Raum kennenzulernen und die verschiedenen Herangehensweisen der Künstlerinnen und Künstler zu bestimmten Themen und Fragestellungen zu vergleichen.
Betritt man die Ausstellung, sieht man sich zunächst mit „Dingen des Alltags“ konfrontiert. Hier trifft etwa die klassische Stillleben-Malerei eines Peter Gros auf die fast schon abstrakten Werke von Lea Wächter. Ihre drei „Fleischwurst-Keramiken“ wirken dabei eher wie eine Farbstudie als der beliebte Brötchenbelag. Weniger kulinarisch zu verstehen sind auch die Bananen von Christoph Platz: Aus Lindenholz geschnitzt persiflieren sie das weltbekannte Kunstwerk „Comedian“ von Maurizio Cattelan an.

Blick in die Ausstellung KLEINKLEIN mit Werken von Thomas Klegin, Seraphina Lenz, Sabine Klupsch, Martina Lückener, Ulrich Langenbach, Georg Meissner, Benito Barajas, Hermann-Josef Mispelbaum, Martina Siefert, Eva Haupt, K. O. Götz (an der Wand v. l. n. r.) und Lea Wächter, Silke Brösskamp, Hermann EsRichter (auf den Sockeln v. v. n. h.). © für die Werke bei den Künstler*innen, © für die Künstler*innen Thomas Klegin, Seraphina Lenz, Georg Meissner, K.O. Götz, Lea Wächter, Silke Brösskamp, Hermann EsRichter: VG Bild-Kunst, Bonn 2025; Foto: Eric Jobs.

Blick in die Ausstellung KLEINKLEIN mit Werken von Thomas Klegin, Seraphina Lenz, Sabine Klupsch, Martina Lückener, Ulrich Langenbach, Georg Meissner, Benito Barajas, Hermann-Josef Mispelbaum, Martina Siefert, Eva Haupt, K. O. Götz (an der Wand v. l. n. r.) und Lea Wächter, Silke Brösskamp, Hermann EsRichter (auf den Sockeln v. v. n. h.). © für die Werke bei den Künstler*innen
© für die Künstler*innen Thomas Klegin, Seraphina Lenz, Georg Meissner, K.O. Götz, Lea Wächter, Silke Brösskamp, Hermann EsRichter: VG Bild-Kunst, Bonn 2025; Foto: Eric Jobs

Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs nimmt das Experimentieren mit Farbe einen großen Stellenwert in der Kunst ein. Daher ist es nicht verwunderlich, dass sich gleich drei Ausstellungsräume diesem Themenbereich widmen. Dabei geht es den Kunstschaffenden jedoch nicht nur um die Farbe und deren Wirkung, sondern häufig auch um die Materialität. So überrascht Norbert Müller-Everling mit seinen strahlend blauen und geometrisch angelegten Bildern, die komplett aus Wachs bestehen, wodurch die verwendeten Pigmente eine besondere Strahlkraft entwickeln. Mittels LED-Technik bringt Yoanna Tuzharova ihre aus farbigen Streifen bestehenden Wandobjekte zum Leuchten, wodurch eine Art Lichtsäule im Ausstellungsraum entsteht. Jonas Hohnkes Auseinandersetzung mit dem Zusammenspiel von zwei Farben wirkt hingegen fast schon humoristisch: In schief gehängten Objektrahmen präsentiert er eine gelbe und eine grüne, perfekt „im Wasser liegende“ Wasserwaage vor einem jeweils monochromen Hintergrund.

Blick in die Ausstellung KLEINKLEIN mit Werken von Kristina Hoppe, Julius Gräsel, Astrid Bartels, Raymund Kaiser, Tomoko Sato*, Elly Valk-Verheijen, Stephan von Knobloch, Yoana Tuzharova, Petra Siering, Horst Linn, Harald Hilscher, Gabriele Terhuven, Sybille Pattscheck, Norbert Müller-Everling(v. l. n. r.). © für die Werke bei den Künstler*innen, © für die Künstler*innen Raymund Kayer, Tomoko Sato, Elly Valk-Verheijen, Yoana Tuzharova, Petra Siering, Horst Linn, Harald Hilscher, Gabriele Terhuven, Sybille Pattscheck: VG Bild-Kunst, Bonn 2025; Foto: Eric Jobs.

Blick in die Ausstellung KLEINKLEIN mit Werken von Kristina Hoppe, Julius Gräsel, Astrid Bartels, Raymund Kaiser, Tomoko Sato*, Elly Valk-Verheijen, Stephan von Knobloch, Yoana Tuzharova, Petra Siering, Horst Linn, Harald Hilscher, Gabriele Terhuven, Sybille Pattscheck, Norbert Müller-Everling(v. l. n. r.). © für die Werke bei den Künstler*innen
© für die Künstler*innen Raymund Kayer, Tomoko Sato, Elly Valk-Verheijen, Yoana Tuzharova, Petra Siering, Horst Linn, Harald Hilscher, Gabriele Terhuven, Sybille Pattscheck: VG Bild-Kunst, Bonn 2025; Foto: Eric Jobs

Flora und Fauna bieten den Künstlerinnen und Künstlern immer wieder neue Ansätze zur Auseinandersetzung. Silke Rehberg türmt unzählige Karettschildkröten zu einer hohen Pyramide auf oder schickt ein Rudel Löwen auf eine „Himmelfahrt“ und beweist dabei die detaillierte Beobachtung der Tiere, wenn sie diese in farbig glasierter Keramik wiedergibt. Auch Teresa Reyes-Lorca betrachtet ihre Umgebung genau: Mit begrenzter Farbpalette und wenigen Pinselstrichen lässt sie ehemalige Bunker- und Geschützanlagen, wie man sie aus Nordfrankreich kennt, entstehen. Fast schon akribisch hingegen untersucht Yi Sun in ihren fotorealistischen Bleistiftzeichnungen die Form von Pfingstrosenblüten. Dabei betrachtet sie die Blumen von oben, sodass lediglich die Blütenblätter und deren komplexe, nahezu kreisrunde Anordnung zu sehen sind.

Blick in die Ausstellung KLEINKLEIN mit Werken von Bodo Nolte, Jan Lukas Uptmoor, Barbara Koch, Silke Rehberg, Satomi Edo (v. l. n. r.). © für die Werke bei den Künstler*innen, © für die Künstler*innen Silke Rehberg, Satomi Edo: VG Bild-Kunst, Bonn 2025; Foto: Eric Jobs.

Blick in die Ausstellung KLEINKLEIN mit Werken von Bodo Nolte, Jan Lukas Uptmoor, Barbara Koch, Silke Rehberg, Satomi Edo (v. l. n. r.)
© für die Werke bei den Künstler*innen, © für die Künstler*innen Silke Rehberg, Satomi Edo: VG Bild-Kunst, Bonn 2025; Foto: Eric Jobs

In einer solch groß angelegten Ausstellung darf natürlich die Auseinandersetzung mit der menschlichen Figur nicht fehlen. Dabei steht jedoch weniger das Porträt als vielmehr deren Anatomie und Verhalten im Vordergrund. Während Jackie Bamfaste zwei Reliefköpfe zeigt, die sich ihre Nasen an unsichtbaren Glasscheiben plattdrücken und dadurch merkwürdig verzerrt wirken, befassen sich Thomas Gerhards & Werner Rückemann mit den Abgründen des Menschen: In einem etwa 15-minütigen Video verarbeiten die Künstler mehrere Einbrüche in ihr Atelier aus dem vergangenen Jahr. Einen deutlichen Gegensatz dazu bildet Nicola Dickes heiterer Animationsfilm, in dem bunte Kinderfiguren beim Spielen zu beobachten sind.
Dass der Mensch seine Umwelt gerne gestaltet, oder auch verunstaltet – ganz nach Sichtweise und Geschmack – zeigt sich in den nächtlichen Architekturfotografien eines Jens Sundheim oder den mit Garn besticken Aufnahmen von Plattenbauten von Sylvie Hauptvogel.

Blick in die Ausstellung KLEINKLEIN mit Werken von Renate Behla, Suse Wiegand, Claudia Maas, Johanna Flammer, Cordula Sauer (an der Wand v. l. n. r.) und Hans Joachim Albrecht, Jackie Bamfaste, Anne Kückelhaus (auf Sockeln v. l. n. r.). © für die Werke bei den Künstler*innen, © für die Künstler*innen Suse Wiegand, Johanna Flammer: VG Bild-Kunst, Bonn 2025; Foto: Eric Jobs.

Blick in die Ausstellung KLEINKLEIN mit Werken von Renate Behla, Suse Wiegand, Claudia Maas, Johanna Flammer, Cordula Sauer (an der Wand v. l. n. r.) und Hans Joachim Albrecht, Jackie Bamfaste, Anne Kückelhaus (auf Sockeln v. l. n. r.)
© für die Werke bei den Künstler*innen, © für die Künstler*innen Suse Wiegand, Johanna Flammer: VG Bild-Kunst, Bonn 2025; Foto: Eric Jobs

Wer alle Kunstwerke eingehende betrachten möchte, sollte ein wenig mehr Zeit als üblich oder mehrere Besuche einplanen. Und für alle, die dann noch nicht genug haben: Fast alle gezeigten Werke sind käuflich zu erwerben. Preise sowie die Kontaktinformationen der Künstlerinnen und Künstler sind in einem digitalen Katalog verzeichnet, der über die Webseite des WKB abrufbar ist.


Auf einen Blick

Ausstellung: KLEINKLEIN. 38. Übersichtsausstellung des Westdeutschen Künstlerbundes
Bis 05. Oktober 2025

Öffnungszeiten: Mittwoch bis Sonntag 12.00–18.00 Uhr

Ausstellungskataloge: als pdf auf der Website des Westdeutschen Künstlerbunds:
https://www.westdeutscher-kuenstlerbund.de/kleinklein/

Kontakt
Märkisches Museum Witten
Husemannstraße 12, 58452 Witten
Telefon: +49-2302-5812550
https://www.kulturforum-witten.de/de/maerkischesmuseumwitten/

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Profile

Das Märkische Museum Witten verfügt über eine Sammlung mit rund 5.000 Werken deutscher Malerei und Grafik des 20. Jahrhunderts. Einen Schwerpunkt bildet das deutsche Informel. Die wichtigsten Protagonisten, wie zum Beispiel K.O. Götz, Peter Brüning, Winfred Gaul, Gerhard Hoehme, Emil Schumacher, Fred Thieler und viele andere, sind in der Sammlung vertreten. Das Museum spiegelt die Entwicklungen der Abstraktion in der Kunst in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg wider. Ein ausgesuchter Bestand an Werken der Expressionisten bildet den Grundstock der Sammlung. Neben den wechselnden Sammlungspräsentationen stellen die Ausstellungen zeitgenössischer Kunst einen weiteren Schwerpunkt des Hauses dar. Hierbei werden aktuelle Entwicklungen der deutschen und internationalen Gegenwartskunst vorgestellt.

[Foto: Jörg Fruck]

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