Bernhard Krug arbeitet auf Gesso-Malplatten
Ich arbeite an dem aktuellen Werkblock Gesso seit 2021 und es sind seitdem rund 90 Bilder entstanden. Alle Bilder sind im selben Querformat 30 x 40 cm auf Gesso-Malplatten gemalt. Die grundierten Holzkörper geben den Bildern einen dreidimensionalen Objekt-Charakter und kommen prinzipiell auch ohne zusätzliche Rahmung aus. Ich verwende bei allen Bildern dieses Werkblocks das identische Format: Es soll den formalen, seriellen Zusammenhang der sonst inhaltlich unterschiedlichen Bildmotive zeigen, die aber allesamt landschaftliche Themen, entweder im Makro- oder Mikrobereich, behandeln.
Für mich bieten die Arbeiten auf Holzkörpern wichtige Erkenntnisse, weil sie spontane, direkte Ideen-Fixierungen ermöglichen, ohne große materielle Vorbereitungen. Das relativ kleine Format schafft einen optimalen Raum für rasche malerische Versuche, die für meine großformatigen Bilder eine wichtige Voraussetzung sind. Es sind sozusagen „Skizzen“ für weitere Bildanlässe. Ich verwende vorwiegend schnell trocknende Acrylfarben und Mischtechniken mit Kreiden, Sand und Spachtelmassen. Aber auch alle anderen Techniken (z. B. Gouache, Öl, Lack, Zeichnungen, Collagen, Montagen) sind möglich. Der stabile Malkörper sorgt dafür, dass sich die Bilder auch bei starkem pastosem Materialeinsatz nicht verformen.
Mein Bildfindungsprozess findet im Austausch von Sehen, Denken und Imagination statt. Es handelt sich also um bildhaft gewordene Suchbewegungen bzw. Denk-Bilder, die zwar Landschaftliches zeigen bzw. assoziieren lassen, aber grundsätzlich das malerische Experiment an sich priorisieren. Die nachträgliche Titelgebung dient lediglich der stichwortartigen Bewusstmachung meiner gedanklichen Prozesse während des Schaffensprozesses und sind nicht gedacht für eine eindimensionale Rezeption des Betrachters. Der werkblockgebende Name Gesso (lateinisch: Gips) bezieht sich auf das gleichnamige Material für die Grundierung der Holzkörper. Das Gesso sorgt dafür, dass das Ergebnis kreidig seidenmatt und extrem deckend wird und bei der Benutzung verschiedener Materialien besonders saugfähig ist. Die Farbe trocknet auf der feinen Oberflächenstruktur schnell und gleichmäßig, zudem lassen sich auch mit transparenten Farben effektive Ergebnisse erzielen.
Im aleatorischen Wechselspiel von dünner, lasierender Acrylfarbe mit dem schnell trocknenden Kreidegrund und dem Einsatz von Plastikfolie, die die noch nicht getrockneten Farbteile auf der Fläche verteilt, ergeben sich ungeplante Zufallsformen, die mit Malspachteln sowie zum Schluss mit Farbstiften akzentuiert werden und manchmal Gegenständliches evozieren lassen.
Bernhard Krug,
geboren 1949 in Berlin-Weißensee,
lebt und arbeitet in Marl und Dülmen.
www.bkrug.de, Fotos: Bernhard Krug
