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Gut gebunden

Für die Verwendung in der Malerei benötigen Pigmente Bindemittel, denn erst in der Verbindung der einzelnen Pigmentteilchen wird eine ausreichende Haftung auf dem Malgrund möglich. Traditionelle Bindemittel, mit denen Farben problemlos selbst in der Werkstatt hergestellt werden können, sind Leim, Kreide und Öl. Jedes Bindemittel verleiht der Farbe spezifische Eigenschaften – ob transparent oder deckend, flüssiger oder pastos.

Leime werden schon in der Antike (etwa in der „Naturkunde“ des Plinius) als Bindemittel erwähnt. Wässrige Leimlösungen fanden z.B. in der Buch- und Stoffmalerei und bei Wandfarben Verwendung und bilden auch die Basis für Kreidegrundierungen von Werken auf Holz oder Leinwand. Während der teure (und teils schwierig zu beschaffende) Hausenblasenleim nur selten (z.B. in der Restaurierung) zum Einsatz kommt, sind Haut- und Knochenleime die Mittel der Wahl. Eine mit Leim gebundene Farbe ist halbtransparent bzw. lasierend, bekommt durch die Beimengung von Champagnerkreide mehr Körper und wird heller und pastoser. Mit Öl gebundene Pigmente bekommen ihr charakteristisches Aussehen und ihre geschmeidige Konsistenz durch Zusatz von trocknenden oder halbtrocknenden Ölen, z.B. Leinöl, Sonnenblumen-, Nuss- oder Mohnöl. Diese pflanzlichen Öle bilden im Trocknungsprozess einen elastischen, nicht klebenden und gut auf dem Untergrund haftenden Film.

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Von oben nach unten: Ölfarbe, Leimlasur und Leimfarbe (mit Kreidezusatz)
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Wer seine Farben selbst herstellen will, benötigt Pigmente, Misch- und Aufbewahrungsgefäße (z.B. Gläser, die mit einem Deckel fest verschlossen werden können), einen Rührstab und das gewünschte Bindemittel sowie für die Herstellung von Ölfarben eine Anreibescheibe oder Glasplatte und einen Farbreiber.

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Für die Zubereitung einer Leimfarbe benötigt man gelösten Leim und das gewünschte Pigment (in diesem Beispiel Goldocker). Für die Leimlösung sollte handelsüblicher Trockenleim in Wasser zunächst gründlich vorquellen, bevor die Mischung – idealerweise am Folgetag – im Leimkocher oder Wasserbad erwärmt wird. Hier ist Fingerspitzengfühl vonnöten, denn der Leim darf keinesfalls kochen. Das Pigment wird mit der etwas abgekühlten Leimlösung vermischt. Die Farbe erscheint im Auftrag lasierend halbtransparent.

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Für die Leimfarbe wird der Pigment-Leim-Mischung Champagnerkreide zugesetzt. Zunächst muss die Kreide in Wasser gründlich einsumpfen, bis das überschüssige Wasser wieder abgenommen wird. Die Kreide wird löffelweise der Leimmischung zugegeben, bis die gewünschte Konsistenz erreicht ist. Die Unterschiede in der Tönung durch den Kreidezusatz werden in der Gegenüberstellung deutlich (siehe links): Während die mit Kreide versetzte Farbe cremig-beige erscheint, bleibt die dunklere Lasur mit Goldocker- Pigment durchscheinend.

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Für das Anreiben von Ölfarben wird eine Anreibescheibe (mit einseitig angerauter Oberfläche) oder eine vollkommen plane Glasplatte benötigt sowie ein Farbreiber: Der Glasläufer dient seiner planen, leicht angerauten Oberfläche zum vollständigen Verreiben des Pigments, das teils aus gröberen, teils aus feineren Körnchen besteht. Das Pigment wird auf der Platte mit wenigen Tropfen Öl und mithilfe des Farbreibers verrieben, bis die Farbe homogen und vollkommen glatt ist. Falls nötig, wird Öl in behutsamer Dosierung tropfenweise hinzugefügt. Die Farbe kann schließlich mit dem Palettmesser von der Platte abgenommen werden und ist fertig zur Verwendung.

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