Anders Zorn in der Hamburger Kunsthalle
Das facettenreiche Schaffen des schwedischen Künstlers Anders Zorn (1860–1920) steht im Fokus der repräsentativen Überblicksschau „Anders Zorn. Schwedens Superstar“ in der Hamburger Kunsthalle. Zorn zählte in den Jahren um 1900 zu den berühmtesten Künstler*innen weltweit: In Europa avancierte er zu einem regelrechten Malerstar und in den Vereinigten Staaten ließen sich neben diversen Köpfen der amerikanischen High Society sogar zwei Präsidenten von ihm porträtieren. In Schweden ist Zorn bis heute eine der bedeutendsten Künstlerpersönlichkeiten. Und für die Besucher*innen hierzulande besteht noch bis zum 25. Januar 2026 die Chance, das Werk des Malers, Grafikers und Bildhauers in einer umfassenden Gesamtschau zu entdecken.
Die Ausstellung umfasst über 150 Arbeiten, darunter diverse Hauptwerke wie die wohl bekannteste Arbeit Mittsommertanz (1897) – die noch heute oftmals verwendet wird, um ein charakteristisches Bild von Schweden zu vermitteln oder für das Land zu werben. Zu den ausgewählten Exponaten zählen aber auch eher selten gezeigte Gemälde und Aquarelle, seine eindrucksvollen Radierungen sowie einige Kleinskulpturen. Neben Porträts sind nordische Landschaften, Alltagsbeobachtungen aus Zorns schwedischer Heimat und aus europäischen Metropolen sowie Akte in der Natur zu sehen.
Auf Einladung des Kunsthallen-Direktors Alfred Lichtwark hielt sich Zorn im Winter 1891/92 in Hamburg auf, um mehrere atmosphärische Ansichten des Hafens zu schaffen, die ebenso Teil der Schau sind. Lichtwark erhoffte sich Zuwachs für seine 1889 gegründete Abteilung „Sammlung von Bildern aus Hamburg“, für die er renommierte Künstler in die Hansestadt einlud – Zorn war der erste nicht-deutsche Künstler, der aus diesem Anlass nach Hamburg kam. Die internationale Bedeutung des schwedischen Künstlers geht aus den leihgebenden Institutionen und Privatsammlungen eindrucksvoll hervor. So kamen für die Ausstellung Werke unter anderem aus Berlin, Boston, Florenz, Genf, Göteborg, Helsinki, Mora, New York, Stockholm und Washington in die Kunsthalle. Aus den eigenen Beständen des Hauses werden rund 30 Radierungen und eine Zeichnung des Künstlers zu sehen sein.
In einfachen Verhältnissen in der mittelschwedischen Provinz Dalarna aufgewachsen, sorgte das Jahrhunderttalent bereits während der Studienjahre an der Stockholmer Kunstakademie für Aufsehen. Zorn agierte stets äußerst strategisch und hatte mit Emma Lamm, seiner späteren Frau, eine Partnerin an der Seite, die ihm wichtige Kontakte zuführte und seine Karriere plante. Schon früh folgte Zorn seinem Drang in die Ferne: In den 1880er-Jahren bereiste er Frankreich, Spanien, Nordafrika und das osmanische Reich. Während seiner Londoner Jahre (1882–1885) etablierte sich Zorn auf dem englischen Kunstmarkt, erlebte in Paris (1888–1896) den Durchbruch des Impressionismus aus erster Hand und eroberte ab 1893 die USA im Sturm.
Garant für den immensen Erfolg war neben dem Gespür für zeitgemäße Themen Zorns einzigartige technische Befähigung. Seine Werke wirken ungemein leichtfüßig und atmen eine faszinierende Spontaneität – im Gegensatz zu dem aufwendigen, überaus kalkulierten Arbeitsprozess. Zunächst fast ausschließlich als Aquarellist tätig, wurde die Ölmalerei ab 1887 zunehmend zu seinem maßgeblichen Betätigungsfeld – bis in die letzten Schaffensjahre hinein. 1896 ließ sich Zorn mit seiner Frau dauerhaft in Mora nieder und starb dort 1920 mit nur 60 Jahren.
In acht Ausstellungskapiteln können die Besucher*innen Anders Zorn als einen schillernden, höchst wandlungsfähigen Künstler entdecken. So finden sich neben impressionistischen Elementen in Gemälden wie Eine Mutter zieht ihr Kind an (1888) oder Omnibus I (1890) zugleich Facetten, die auf grundverschiedene Kunsttendenzen der Zeit verweisen, wie etwa die Salonmalerei, zu der die Porträts In Trauer (1880) oder Elizabeth Sherman Cameron (1900) zählen.
Auch kosmopolitische Perspektiven wie im Gemälde Rauchende junge Frau (um 1892) ziehen sich durch Zorns Schaffen, die aber immer wieder von Motiven seiner schwedischen Heimat Dalarna durchkreuzt werden, wie im Bild Mitternacht (1891), das eine rudernde Frau zum Thema hat. Diese werden im Spätwerk immer bedeutender, haben das wie selbstverständlich gelebte Mensch-Natur-Verhältnis zum Thema und bestimmten zunehmend sein künstlerisches Selbstverständnis wie auch seine Identität.
Das Vermittlungsprogramm bietet neben verschiedenen Gruppen-Führungsformaten durch die Ausstellung auch Audiotouren in der App der Hamburger Kunsthalle an: Für Erwachsene in deutscher und englischer Sprache sowie für Kinder ab 8 Jahren in deutscher Sprache. Im Vermittlungsraum, der in die Ausstellung integriert ist, können die Besucher*innen an digitalen Stationen mit Blick auf die Binnenalster Zorns Motive und Maltechniken mithilfe eines interaktiven Aquarell- und Ölmalprogramms entdecken und eigene Kunstwerke vor der beeindruckenden Kulisse der Binnenalster entstehen lassen. Der Vermittlungsraum lädt zudem zur kritischen Auseinandersetzung mit Zorns Porträts und dem weiten Spektrum der Kleidung seiner Porträtierten ein, indem kreative Selbstinszenierungen und Porträtierungen ermöglicht werden.
I. E. Veronika Wand-Danielsson, Außerordentliche und bevollmächtigte Botschafterin Schwedens in der Bundesrepublik Deutschland: „Die Kunst Anders Zorns berührt – durch ihr Licht, ihre Lebendigkeit und ihre tiefe Menschlichkeit. Für Schweden ist er ein kulturelles Symbol, für die Welt ein großer Maler mit einer universellen Sprache. Dass sein facettenreiches Werk nun in der Hamburger Kunsthalle präsentiert wird, erfüllt mich mit großer Freude. Diese Ausstellung ist nicht nur eine Feier der Kunst, sondern auch ein schönes Zeichen der Verbundenheit zwischen Schweden und Deutschland.“ Die Ausstellung ist eine Kooperation mit der Fundación MAPFRE, Madrid und wird dort ebenso präsentiert (19. Februar bis 17. Mai 2026).
Auf einen Blick
Ausstellung
Bis 25. Januar 2026: Anders Zorn. Schwedens Superstar
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag 10.00 bis 18.00 Uhr, Donnerstag 10.00 bis 21.00 Uhr
Katalog
Der Katalog zur Ausstellung ist im Hirmer Verlag erschienen, ISBN 9783777446387
Kontakt
Hamburger Kunsthalle
Glockengießerwall 5
20095 Hamburg